bergisch.smart_mobility bei Online-Vortragsreihe „KI am Mittwoch“ über die KI-gestütze Verkehrssteuerung der Zukunft

Rund 150 Teilnehmer loggten sich am 23. Juni 2021 um 10 Uhr auf der Online-Plattform der Initiative Wirtschaft und Arbeit 4.0 ein, um dem Online-Vortrag „Moderne Verkehrssteuerung – Künstliche Intelligenz zur Reduzierung von Umwelt- und Verkehrsbelastung“ beizuwohnen und über die Zukunft des intelligenten Verkehrsmanagements in der Smart City zu diskutieren.

Knapp anderthalb Stunden ging es um Potenziale und Herausforderungen beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Verkehrsflusssteuerung von morgen. Durch das Programm führte Dipl.-Volksw. Klaus Appelt (Leiter Stabsbereich Innovation und Umwelt der Bergischen IHK), der nach einer kurzen Einführung das Wort an Thomas Lämmer-Gamp von der Bergischen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft übergab. Der Leiter der Geschäftsstelle bergisch.smart gab einen Überblick über die Aktivitäten und Entwicklungen des Großprojekts bergisch.smart_mobility, in dessen Rahmen sich Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kommunen u.a. auch mit dem Thema „KI-basiertes Traffic Management“ im Bergischen Städtedreieck beschäftigen.

Dynamische Wegweisung und effizientes Parkleitmanagement in Wuppertal

Als Teil der vom Land Nordrhein-Westfalen geförderten Digitalen Modellregion Bergisches Städtedreieck, haben die Kommunen bereits entscheidende Schritte in Richtung Smart City getan – auch im Bereich Verkehrsmanagement. Rolf-Peter Kalmbach, Abteilungsleiter Straßenverkehrstechnik bei der Stadt Wuppertal, gab in seinem Impulsvortrag Einblicke in den Status Quo sowie in die zukünftigen Vorhaben seiner Abteilung. Ein modernes Rechenzentrum, ein zeitgerechtes Kabelnetzwerk sowie Sensorik, die Umweltdaten in Echtzeit erhebt und überträgt, gebe es bereits. Momentan in der Umsetzung befinde sich der Ausbau eines Wechselverkehrszeichen-Netzwerks zur dynamischen Wegweisung. Zudem plant die Stadt in Zusammenarbeit mit dem Software-Unternehmen Graphmasters GmbH den Einsatz von Sensor- und Videodetektion für ein innovatives Parkleitsystem. Dabei ermögliche die Nutzung von Schwarmdaten das intelligente Routing von Fahrzeugen sowie ein effizientes Parkleitmanagement.

LiDAR-Sensorik zur Verkehrsdetektion an Signalanlagen in Solingen

Auch die Stadt Solingen entwickelt ihre Verkehrstechnik stetig weiter und arbeitet als Projektpartner von bergisch.smart_mobility daran, neue Lösungen in diesem Bereich zu erproben. Matthias Wenzel, bei den Technischen Betrieben Solingen (TBS) zuständig für Lichtsignalanlagen, erörterte für die Zuhörer die aktuelle Erprobung einer LiDAR-Sensorikanlage samt KI-gestützter Analysesoftware in Solingen-Ohligs.
Das Akronym Lidar setze sich aus den englischen Begriffen Light Detection and Ranging zusammen. Die LiDAR-Sensorik ermögliche die datenschutzkonforme Lichterkennung und Entfernungsmessung sowohl bei bewegungslosen als auch bei sich bewegenden Objekten und Personen. Eine intelligente Software des Tech-Unternehmens LiangDao GmbH verarbeite die Daten und visualisiere die Ergebnisse als 3-D-Punktewolke. Die praktische Erprobung dieses Verkehrsanalysesystems stelle einen wichtigen nächsten Schritt in Richtung Zukunftsmobilität dar. Bei erfolgreicher Testung stehe der Stadt Solingen eine effiziente neue Möglichkeit der Verkehrsflussanalyse zur Verfügung, welche sich auch auf weitere Standorte übertragen lasse. Diese Art der Analyse könne die zukünftige Verkehrsflussteuerung positiv unterstützen.

Herausforderungen neuer KI-Technologien im Verkehrsmanagement

Auch die Bergische Universität Wuppertal befasst sich mit der Verwendung von Künstlicher Intelligenz in der Verkehrssteuerung und unterstützt bergisch.smart_mobility als Partner. Prof. Dr.-Ing. Anton Kummert (Lehrstuhlinhaber Allgemeine Elektrotechnik und theoretische Nachrichtentechnik an der Bergischen Universität) sprach über die Herausforderungen neuer KI-Technologien und betonte dabei besonders ihre Bedeutung in der Verkehrssteuerung unter Einbeziehung des automatisierten oder autonomen Fahrzeugs. Es stelle sich die Frage, wie aktuelle Informationen vom Verkehrsleitrechner der Stadt in die Fahrzeuge übertragen werden. Die zwei Hauptlösungsansätze seien ein spezieller WLAN-Standard oder Mobilfunk, also 5G. Beide haben Vor- und Nachteile, es werde spannend zu sehen, welche Lösung das Rennen machen werde.
Auch das Thema Edge Computing greift Prof. Kummert auf, denn es spiele eine große Rolle in der Car2X-Kommunikation (die Kommunikation eines Fahrzeugs mit seiner Umwelt). Edge Computing bezeichne das dezentrale Verarbeiten von Daten an dem Ort, an dem sie generiert werden. In der KI-basierten Verkehrssteuerung sowie in automatisierten oder autonomen Fahrzeugen werden riesige Datenmengen generiert, die idealerweise direkt an ihrem Entstehungsort minimiert werden sollten. Edge Computing könne dies bewerkstelligen. Allerdings stelle sich hier die Frage nach dem Betreiber und seiner Rolle in der Smart City der Zukunft.

Mobilitätsdaten als Teil der Smart City

Auch Prof. Dr.-Ing. Tobias Meisen (Lehrstuhl für Technologien und Management der Digitalen Transformation, Bergische Universität Wuppertal) behandelte in seinem Vortrag das Thema Daten im Kontext Smart City und Verkehrssteuerung. Die Forschung benötige hochwertige Daten, um Künstliche Intelligenzen entwickeln und trainieren zu können. Hilfreich sei deshalb das Prinzip Open Data, das öffentliche Verfügbarmachen von Daten.
Sein Team habe deshalb einen Datenmarktplatz entwickelt mit dem Ziel, Datenkonsumenten den einheitlichen und vereinfachten Zugriff auf Daten zu bieten. Datenbereitstellern ermögliche der Marktplatz zudem das Bereitstellen von Daten, ohne dass diese vorher bearbeitet oder aufbereitet werden müssen. Der Datenmarktplatz könne mit Verkehrsdaten befüllt und zum Beispiel sinnvoll genutzt werden, um innovative neue Verkehrsmodelle zu entwickeln und so den Städten und ihren Bürgern zugute zu kommen.