Seit dem 8. November 2021 fahren mit Spezialkameras ausgestattete Fahrzeuge durch Solingens Straßen. Die Kameras auf den Dächern der Fahrzeuge erstellen datenschutzkonforme 360°-Panoramaaufnahmen der Umgebung. Auch Laserscandaten werden bei der Befahrung gesammelt. In Auftrag gegeben wurde dies vom Stadtdienst Vermessung und Kataster der Stadt Solingen. Ziel ist es, Grundlagendaten für einen digitalen Zwilling der Stadt zu generieren und so die Entwicklung von Solingen als Smart City weiter voranzutreiben.

Smarte Städte und digitale Zwillinge

Was genau ist ein Digital Twin, also ein digitaler Zwilling? Vereinfacht gesagt ist es ein digitales Modell eines analogen Objekts. Überträgt man dieses Konzept auf Solingen, ist damit ein möglichst genaues 3D-Modell der Stadt mit allen Straßen, Gebäuden, Gehwegen, Straßenschildern & Co. gemeint. Genau für solch ein digitales Stadtmodell soll durch die aktuelle Befahrung eine Basis entstehen, die Solingen auf dem Weg zur Smart City einen Schritt weiterbringt. Digitale Zwillinge sind in smarten Städten die Grundlage für viele verschiedene Entwicklungen, da sie die Möglichkeit bieten, Simulationen und Analysen durchzuführen, ohne in die reale Stadt eingreifen zu müssen. So können z. B. Straßensperrungen, Lärmbelästigung und Umweltbelastungen in vielen Fällen vermieden werden.

Ein digitales Verkehrsschildkataster für Solingen

Im Rahmen des Projekts bergisch.smart_mobility wurde durch den Stadtdienst Vermessung und Kataster der Stadt Solingen das Unternehmen Cyclomedia Deutschland GmbH zur Befahrung und Aufzeichnung beauftragt. Das Unternehmen ist darauf spezialisiert, großräumige Abbildungen des befahrbaren Straßenraums in Form von 360°-Panoramabildern aufzunehmen und damit eine Grundlage für einen digitalen Zwilling zu schaffen. Dabei werden während der Aufnahmefahrten in den entstehenden Bildern datenschutzkonform alle Kfz-Kennzeichen und Gesichter automatisch unkenntlich gemacht. Zusätzlich sammeln die Fahrzeuge Laserscandaten, aus denen 3D-Punktwolken generiert werden. Aus den erhobenen Daten werden automatisiert die digitalen Verkehrsschilderdaten abgeleitet, welche dem Aufbau eines digitalen Verkehrsschildkatasters dienen. So werden digital umfangreiche Informationen über den Straßenraum sowie die städtische Infrastruktur zusammengetragen, die den Mitarbeitern der Stadt zum internen Gebrauch zur Verfügung stehen. Dies kann beispielsweise bei Planungs- und Abstimmungsprozessen im öffentlichen Raum sehr hilfreich, kosteneffizient sowie zeitsparend sein. Eine Veröffentlichung der Befahrungsdaten im Internet ist derzeit nicht beabsichtigt.

Autonomes Fahren, Verkehrsflusssteuerung und Künstliche Intelligenz

Neben dem hohen Nutzen für die städtische Planung bergen die Befahrungsdaten auch für neue Entwicklungen im Bereich Verkehr und Mobilität hohes Potenzial. Sie werden von den bergisch.smart_mobility Projektbeteiligten zusammen mit weiteren kommunalen hochauflösenden 3D-Daten und Geoinformationen zu Forschungszwecken verwendet. Die Daten helfen beispielsweise dabei autonome Fahrzeuge auf die Straßen zu bringen, für welche die Bereitstellung und Nutzung standardisierter Geodaten enorm wichtig ist. Zudem beschäftigt sich die Forschung mit der neuartigen Visualisierung der städtischen Umgebung auf Smartphones, Möglichkeiten zur Verkehrsflusssteuerung der Zukunft sowie der automatischen Gewinnung von Informationen mit Methoden der künstlichen Intelligenz.

 


 

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