Teilprojekt 2:
SMART FAHREN IM QUARTIER

Unter dem Motto „Bergisch.Lab im Stadtteil“ werden in diesem Teilprojekt KI-basierte Technologien unter Realbedingungen getestet und Mobilitätskonzepte erarbeitet.

In Wuppertal wurde im Oktober 2020 von den Wuppertaler Stadtwerken (WSW Mobil GmbH) ein neues ÖPNV-Geschäftsmodell „On Demand Ride Hailing“ ergänzend zum bisherigen ÖPNV-Angebot eingeführt. Zudem werden Sensoren und Algorithmen für hochautomatisiertes/autonomes Fahren getestet, die gemeinsam von der Bergischen Universität Wuppertal und der Aptiv Services Deutschland GmbH entwickelt werden.

Ergänzend dazu wird sich die Bergische Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH in einem Schwerpunkt dieses Teilprojektes mit Fragen der Auswirkungen autonomen Fahrens und KI-gestützter Mobilität auf Mobilitätskonzepte und Stadtplanung beschäftigen.

Data Centric Software

In der derzeit stattfindenden Automobil-Evolution von herkömmlichen Verbrennungsmotoren hin zur Elektromobilität entstehen weitere technologische Innovationen. Das klassische Verständnis vom Automobil verändert sich. Neue Möglichkeiten der Vernetzung, die u.a eine Smart City bietet, können für eine effiziente Nutzung des Automobils Verwendung finden. In einer Smart City werden die Fahrzeuge in Zukunft ein integrierter Bestandteil des IoT (Internet of Things) sein. Ein automatisiert fahrendes Fahrzeug wird eine mobile High Performance Computing Plattform mit vielen Sensoren besitzen, welche kontinuierlich ein detailliertes Bild der Umgebung erstellt. Zusätzlich werden live Informationen aus der zukünftigen Stadt-Cloud benutzt, um die Umfelderfassung weit über die Reichweite (zeitlich und räumlich) der Fahrzeugsensoren hinaus auszudehnen. Außerdem wird das Fahrzeug auch lokal erfasste Informationen über die Umgebung live in die Smart City Cloud zurückgegeben. Um eine schnelle und reibungslose Informationsverarbeitung und Kommunikation der Fahrzeuge zu gewährleisten, erarbeiten Aptiv und die BUW eine neue Architektur und funktionelle Zusammensetzung für die Computing Plattform.

Advance Radar & Lidar Perceiption

Maschinelles Lernen bzw. künstliche Intelligenz ist eine Schlüsseltechnologie zur Umgebungserkennung für automatisiertes Fahren. Üblicherweise werden mehrere Sensoren eingesetzt, um das gesamte Umfeld des Fahrzeugs zu erfassen. Diese Sensoren sind typischerweise Radar- und Lidar-Sensoren. Bisher werden konventionelle Tracking Algorithmen verwendet, um bewegliche Objekte zu detektieren und zu verfolgen. Diese Verfahren stoßen jedoch bei langsam beweglichen Objekten bzw. unbeweglichen Zielen an ihre Grenzen. Aptiv gehört zu den Marktführern unter den Herstellern im Bereich Automotive Radar-Sensorik und verfügt über die entsprechende Expertise in der Datenauswertung. Aptiv und die BUW werden Maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz zur Entwicklung einer neuen Generation der Sensor-Datenverarbeitung nutzen, um somit die Wahrnehmung des Fahrzeug-Umfelds zu verbessern.

On Demand Ride Hailing Service & Akzeptanzforschung

On Demand Ride Hailing Service (ODS) beschreibt ein neues Mobilitätsangebot, das Personen in einem definierten Gebiet linienungebunden von einem frei gewählten Start- zu einem frei gewählten Endpunkt fährt. ODS bewegt sich auf der direkten Strecke zwischen den beiden Punkten. Ausnahme ist hierbei das Pooling (Zusammenlegen von Fahrten). Falls sich eine oder mehrere weitere Personen in eine ähnliche Richtung bewegen wollen und den Service über die App buchen, werden diese zusätzlich eingesammelt. Das Fahrzeug wird so effizient von mehreren Personen gleichzeitig genutzt. Anders als beim Taxi wird nicht das Fahrzeug, sondern nur ein Platz gemietet. Der Probebetrieb wird im Jahr 2020 in einem ausgewählten Stadtbereich starten und die Akzeptanz bei den Bürgern für eine mögliche Ausweitung erforscht.

Praktische Erprobung von autonomen Fahrtechnologien im Quartier

Es wird angenommen, dass sich die Auswirkungen bzw. Möglichkeiten KI-basierter Mobilität in Abhängigkeit von den individuellen Gegebenheiten in einzelnen Stadtvierteln unterscheiden. Daher werden basierend auf den neuesten Erkenntnissen zur Umsetzung von zukunftsweisenden Mobilitätsangeboten und unter Einbezug akteursspezifischer Sichtweisen auf das Thema in ausgewählten Stadtquartieren neue Mobilitätskonzepte entwickelt. Einzubindende Akteure sind u.a. die Bewohner der Stadtquartiere, die Stadtverwaltung bzw. ihr Fachdienste (Stadt- und Verkehrsplanung), die Stadtwerke (als mögliche Anbieter von autonomem ÖPNV) sowie Bürgerinitiativen.

Die Ergebnisse der Befragungen, Interviews und Workshops sowie die darauf basierenden Mobilitätskonzepte werden in einem Bericht dokumentiert und veröffentlicht. Aufgrund der unterschiedlichen Strukturen der Stadtquartiere, werden die Arbeitsergebnisse als Handlungsempfehlungen anschließend auch auf andere Städte in Nordrhein-Westfalen und in ganz Deutschland übertragen werden.