Das Jahr neigt sich dem Ende zu und auch unser 2019 gestartetes Projekt befindet sich auf der Zielgeraden. Bevor wir im neuen Jahr noch einmal richtig durchstarten und unsere Projektlaufzeit im März 2022 mit einer Abschlusskonferenz beenden, möchten wir in diesem Jahresrückblick 2021 Revue passieren lassen – denn es ist viel passiert in der Digitalen Modellregion Bergisches Städtedreieck.
Ein Jahr Hol mich! App
Es gab in diesem Jahr ein Jubiläum zu verzeichnen: Die Hol mich! App feierte im Oktober 2021 ihren ersten Geburtstag. Seit Oktober 2020 läuft die Erprobung dieses innovativen On-Demand-Services in einem Testgebiet in Wuppertal. Als Vorstufe des autonomen Fahrens bietet der Service Wuppertals Bürge*innen und Besucher*innen mehr Flexibilität. Die Fahrzeuge sind originale London Cabs, tragen allerdings das typische WSW-Blau. Anders als die klassischen Taxis in London, befördern die Wuppertaler Cabs Personen in einem definierten Testgebiet von einem gewählten Start- zu einem gewählten Endpunkt, wobei sie sich an virtuellen Haltestellen orientieren. Eine Besonderheit ist zudem das Pooling (Zusammenlegen der Fahrten): Falls sich weitere Personen in eine ähnliche Richtung bewegen möchten und den Service über die App buchen, werden diese zusätzlich eingesammelt und mitgenommen – eine umweltschonende Mitfahrgelegenheit sozusagen. Insgesamt fahren derzeit sechs elektrisch angetriebene, barrierefreie Fahrzeuge im Testgebiet rund 4000 virtuelle Haltestellen an.
Erfreulicherweise entschied sich der Aufsichtsrat der Wuppertaler Stadtwerke Anfang Dezember außerdem dazu, das On-Demand-Angebot bis Ende 2024 zu verlängern und das Betriebsgebiet auf Teile von Barmen zu erweitern.
Vom Konzept über den Prototypen zur Kleinserie: Neue Kooperationspartner für bergisch.smart_mobility
Auf Einladung des Maschinenbau Netzwerks Bergisch Land tauschten sich im April Bergische Unternehmer mit unseren Projektpartnern der APTIV Services Deutschland GmbH über Kooperationsmöglichkeiten aus. Im Rahmen unseres Projekts entwickelt die APTIV Services Deutschland GmbH eine innovative Flüssigkeitskühlung für künftige zentrale elektronische Steuereinheiten für Fahrzeuge. Das Herzstück dieser Flüssigkeitskühlung ist eine neuartige Kühlplatte (Coldplate), für die das Konzept und eine CAD-Zeichnung entwickelt wurden. Darauf aufbauend ging es im Frühjahr darum auszuloten, inwiefern die Bergischen Unternehmen bei der Produktion eines funktionalen Prototypens mitwirken können.
Vom Datenmarktplatz zum City Dataspace
Im Rahmen unseres Projekts entstand der Datenmarktplatz zunächst aus der Idee heraus, eine kommunenübergreifende Plattform zur Datenbereitstellung für Städte und Kommunen zu entwickeln. Nutzer sollen öffentliche Daten verschiedener Art, beispielsweise Geodaten, beisteuern und abrufen können. Auch für den Austausch persönlicher Daten wurde die Plattform konzipiert: Stadtinterne Abteilungen können untereinander Datensätze transferieren, ohne dass Außenstehende diese einsehen können. Bisher sind bereits über 100 verschiedene Datenquellen auf der Plattform vorhanden, davon rund 80 mit öffentlich einsehbaren Daten.
Das ursprüngliche Konzept des Datenmarktplatzes bleibt weiterhin bestehen, jedoch wurde die Plattform im November 2021 in City Dataspace umbenannt und, basierend auf ihrem originären Ansatz, weiterentwickelt. Durch die Änderung des Namens sollte gezielt aufgezeigt werden, dass nicht der monetäre Handel von Daten im Vordergrund steht, sondern der bidirektionale Austausch von Smart City Daten in einem gemeinsamen Datenraum für Kommunen, Unternehmen und BürgerInnen.
LiDAR-Sensoren für eine effizientere Verkehrsmessung und -steuerung
Ein echter Meilenstein für das Bergische Städtedreieck: Im März 2021 startete die erste Erprobung von LiDAR-Sensorik zur Verkehrsmessung und -steurerung in Solingen. Eine auf künstlicher Intelligenz basierende Analyse-Software des Tech-Unternehmens LiangDao verarbeitet die von den Sensoren datenschutzkonform erhobenen Verkehrsdaten. Seit März läuft die Erprobung stetig weiter, liefert neue Erkenntnisse und treibt die Weiterentwicklung von Hard- und Software kontinuierlich voran. Ein wichtiger Schritt in Richtung Smart City und Verkehrsmanagement der Zukunft.
Neue Synergie zur optimierten Ampelsteuerung in Wuppertal
Kurz vor Jahresende hat sich im Rahmen unserer Projektarbeit eine neue Synergie ergeben: Ein Meeting der Verkehrstechnik Wuppertal mit dem Institute of Mathematical Modelling, Analysis and Computational Mathematics (IMACM) der Bergischen Universität Wuppertal hat diesen Monat eine neue Zusammenarbeit im Bereich Ampelschaltung auf den Weg gebracht. Das gemeinsame Ziel: Wuppertals Ampeln sollen intelligenter geschaltet werden, um alle Verkehrsteilnehmenden gleichberechtigt zu behandeln und einen effizienteren Verkehrsfluss zu gewährleisten. Die Bergische Universität könnte dazu nun neue Lösungsansätze bieten.
Neue Ideen für Radfahrer
Gleich im Januar sind wir mit einem erfolgreichen Hackathon in das neue Jahr eingestiegen. Unsere Kollegen vom Lehrstuhl für Technologien und Management der Digitalen Transformation (TMDT) der Bergischen Universität Wuppertal führten im Rahmen unseres Teilprojekts Rethinking Mobility den Hack4SmartCycling durch und krönten Anfang Januar die Gewinner.
Die Teilnehmer*innen des Hackathons waren dazu aufgerufen, eine App zu entwickeln, die sich positiv auf Qualität und Sicherheit des Radverkehrs im Bergischen Land auswirkt. Unterstützt wurden sie dabei durch Daten aus dem in unserem Projekt entwickelten City Dataspace, einer kommunenübergreifenden Plattform zur Datenbereitstellung.
Den ersten Platz beim virtuellen Pitch-Finale belegten die zwei Wuppertaler Masterstudenten Leon Staubach und Viktor Welbers. Ihre Idee umfasste das Erstellen einer smarten Fahrrad-App zur Erkundung der Bergischen Drei und Umgebung. Die App „Cyclify“ ermöglicht Radfahrer*innen die interessenbasierte Erkundung des Bergischen Städtedreiecks inklusive automatisierter Routenfindung. 3.000 Euro Preisgeld ermöglichten es den Gewinnern, die Entwicklung der App weiter voranzutreiben.
bergisch.smart_mobility beim Mobile World Congress 2021
Vom 28.06. bis 01.07.2021 fand der Mobile World Congress (MWC) 2021 in Barcelona statt. Er ist die weltweit wichtigste und größte Messe für mobile Innovationen, Konnektivität und Smart City. bergisch.smart_mobility war in diesem Jahr rein digital als Aussteller am virtuellen Gemeinschaftsmessestand von NRW.GlobalBusiness mit dabei, um aktuelle Tech-Innovationen und mobile Lösungen von morgen zu präsentieren.
Die diesjährige Veranstaltung war aus verschiedenen Gründen anders, als in den Jahren zuvor. Zum einen war es der Termin, der nicht im Februar/März lag, wie es in der Vergangenheit der Fall war. Zum anderen war es die hybride Veranstaltungsform, die den MWC 2021 von seinen Vorgängern unterschied. Neue Herausforderungen sind jedoch auch zeitgleich immer Chancen – das haben die Aussteller und Teilnehmer erkannt und für sich genutzt. Der diesjährige, rein digitale Messeauftritt bot bergisch.smart_mobility die Chance, sich dem internationalen Publikum facettenreich und innovativ zu präsentieren – trotz weltweiter Pandemie.
Wie Corona die Mobilität im Bergischen Städtedreieck verändert
Die Pandemie hat unsere Projektarbeit auch in diesem Jahr weiterhin stark beeinflusst. Aus diesem Grund wollten wir wissen, wie sich das Mobilitätsverhalten der Bürger*innen seit der Corona-Krise geändert hat? Im Zeitraum von Mai bis Juli 2020 wurde deshalb eine Mobilitätsumfrage durchgeführt. Diese ergab zum Beispiel, dass die Bewohner des Bergischen Städtedreiecks seit Pandemiebeginn im Schnitt zwei Stunden mehr Zeit pro Tag haben, da sie weniger Wege zurücklegen. Auch die Zahl der Radfahrenden ist situationsbedingt stark angestiegen. Die ausführlichen Ergebnisse der Befragung haben wir Anfang 2021 veröffentlicht. Sie stehen hier zum Download zur Verfügung.
Umfrage zu Mobilität und Lieferlogistik im Bergischen Städtedreieck
Im Anschluss an die im Mai durchgeführte Umfrage zu Corona-bedingten Veränderungen im Mobilitätsverhalten folgte eine weitere Befragung im September. Bei der zweiten Befragung sollte nun die Beständigkeit der Veränderungen überprüft werden. Es galt festzustellen, ob die Gewohnheiten der Menschen nach dem ersten Lockdown unverändert geblieben waren oder ob der Verlauf der Pandemie sie auch in diesem Jahr weiter beeinflusst hatte. Zusätzlich zum Mobilitätsverhalten thematisierte die diesjährige Befragung außerdem das Einkaufs- und Bestellverhalten der Bürger, um ein genaues Bild der Erfordernisse an eine Lieferlogistik im Bergischen Städtedreieck zu erhalten. Die Ergebnisse der Befragung werden 2022 veröffentlicht und zum Download angeboten werden.
Wir bedanken uns bei allen Kollegen, Partnern und Förderern für die gute Zusammenarbeit und wünschen schöne Feiertage!